Großformatig ist das Bild, das seit neuestem in einer Ecke des Flures des Pflegeheims „Haus am Röderstein“ in Großrinderfeld hängt. Und groß ist auch die Freude im Haus, dass so ein Bild als Dauerleihgabe des Heimat- und Kulturvereins nun hier hängen kann. So jedenfalls die Aussagen von Heimleiter Herrn Matthias Karcher und Pflegedienstleiterin Frau Kerstin Just. Als wäre die Ecke dafür extra beim Bau berücksichtigt worden, hängt das Bild da, als hätte es seinen Platz schon vorher beansprucht. Doch die Leihgabe ist ganz neu im Haus. Der Ehrenvorsitzende und Motor des Heimat- und Kulturvereins, Rudi Geiger, hat die Initiative ergriffen und das Werk aus dem Fundus des Heimat- und Kulturvereins dem Pflegeheim zur Verfügung gestellt.
Die „Dorfansicht“, so heißt das Bild, hing ursprünglich in der Gaststätte in der Fest- und Turnhalle und wurde vor 43 Jahren gemalt. Es war eine Auftragsarbeit des damaligen Wirtes und passte genau in die Nische am Eingang der Speisegaststätte. Als der Wirt die Arbeit in Großrinderfeld aufgab, schenkte er das Bild dem Heimat- und Kulturverein, der es lange Zeit in seinem Fundus verwahrte. Gemalt hat es der einheimische Künstler Siegfried Müller. Bei der Übergabe im Pflegeheim gab er zu, dass es nicht das erste Großwerk ist, das er geschaffen hat. Vielmehr gab es einen Vorläufer, der noch größer war. Als die damalige Theatergruppe ein Hintergrundbild für die Bühne suchte, kam man auf die Idee, eine Ortsansicht zu erstellen, die über die ganze Bühnenbreite verlaufen sollte. Dieses Bild ist auch noch erhalten, aber der Ursprung ist den wenigsten bekannt, gab selbst Bürgermeister Johannes Leibold zu. Erst als ihn Müller und Geiger darauf hinwiesen, dass es sich genau um dieses Bild handelt, bekam der Bürgermeister eine Vorstellung, wie das Wandbild entstanden ist.
Gemalt wurde es nach einer Fotografie, die sich aus mehreren Bildern zusammensetzte, berichtete Siegfried Müller. Es zeigt einen Ausschnitt vom Großrinderfelder Ortskern mit dem aus dem Jahr 1607 stammenden Fachwerkhaus und einen der drei sogenannten „Träubelesbildstöcke“. Im Hintergrund ist die Pfarrkirche „Sankt Michael“ zu sehen. Die Konturen wurden dann mit Kohle nachgezeichnet und im Pfarrsaal machte sich eine ganze Gruppe daran, das Werk in der Größe von vier auf drei Meter zu erschaffen. Das nun überreichte Bild ist natürlich etwas kleiner, aber trotzdem sind alle Details gut erkennbar.
„Mit der Übergabe der Dorfansicht möchten wir natürlich einen besonderen Bezug zwischen den Bewohnern und Bediensteten dieses Pflegeheimes sowie unserem Dorf und unserem Heimat- und Kulturverein herstellen“, führte Rudi Geiger bei der Übergabe aus. Kerstin Just erzählte, dass man die Ecke bewusst für das Bild ausgewählt hatte, die noch weiter aufgewertet werden soll. „Es hat sich gut ergeben“, findet die Pflegedienstleiterin. Und auch Einrichtungsleiter Matthias Karcher zeigte sich froh, dass die Gemeinde „viel für uns tut“. Corona habe zwar viele Kontakte kaputtgemacht, aber so nach und nach öffnet sich das Haus wieder und die menschlichen Kontakte nehmen wieder zu. „Wir öffnen uns gerne wieder“, blickte Karcher schon auf die kommenden Veranstaltungen hin, die man zusammen mit der Bevölkerung feiern möchte.
Bürgermeister Johannes Leibold erwähnte, dass der Gemeinde sowohl das Haus als auch der Verein sehr am Herzen liegt und man deshalb froh sei, hier einen regen Austausch zu haben. Rudi Geiger bot an, ab und zu mit verschiedenen Beiträgen, wie Bilderausstellungen, Mundartgesprächen oder Erzählungen über das Dorfleben von früher, den Bewohnern „unser Großrinderfeld“ ein wenig erklären und näherbringen. Auch der Heimbeirat, vertreten durch Frau Kempf und Herrn Klein, begrüßt die Initiative. Und zum guten Schluss gab es noch eine spontane Gesangseinlage einer Bewohnerin, die nach dem Mittagessen mit ihrem Rollator an dem Bild vorbeilief: „Danke“.